Hintergrundbild §34a-Lexikon

Rettungskette

Die Rettungskette beschreibt den standardisierten Ablauf von der Erstwahrnehmung eines Notfalls bis zur Übergabe an den Rettungsdienst und die anschließende Dokumentation. Ziel: Leben retten, Folgeschäden minimieren und rechtssicher handeln – koordiniert durch Leitstelle, Ersthelfer, Evakuierungshelfer und Brandschutzhelfer.

Phasen der Rettungskette

  1. Erkennen & Sichern: Lage prüfen, Eigenschutz, Gefahrenbereich sichern
  2. Alarmieren: 112 / interne Leitstelle anrufen (5W)
  3. Erste Hilfe: Basismaßnahmen (Bewusstsein/Atmung, BLS, stabile Seitenlage)
  4. AED einsetzen (wo vorhanden) & weitere Maßnahmen nach Unterweisung
  5. Evakuieren nach Evakuierungsplan, Sammelstellen
  6. Übergabe an Rettungsdienst/Feuerwehr, Laufkarten/Info bereitstellen
  7. Dokumentation & Nachsorge (Vorfallmeldung, Debriefing)

5W-Notruf (Merkregel)

  • Wer meldet?
  • Was ist passiert?
  • Wo ist es passiert? (Adresse/Objekt/Tor/Etage)
  • Wie viele Betroffene?
  • Warten auf Rückfragen – nicht eigenmächtig auflegen

Parallel Meldekette an die interne Leitstelle gemäß ODA.

Rollen & Verantwortlichkeiten

Sicherheitsmitarbeiter / Ersthelfer

  • Erste Hilfe leisten, AED holen/bedienen
  • Meldungen absetzen (5W), Einweiser für Rettungskräfte stellen
  • Absperren, Personenstrom lenken, Evakuierung unterstützen
  • Dokumentieren (Zeitpunkte, Maßnahmen, Beteiligte)

Evakuierungs-/Brandschutzhelfer

  • Sammelstellen kontrollieren, Vollständigkeit prüfen
  • Besonderheiten melden (eingeschränkte Personen, Gefahren)
  • BMA-/Feuerwehrlaufkarten & FSD/Zugang bereitstellen

Technik & Infrastruktur

BMA/EMA & Alarmierung

  • BMA (Brandmeldeanlage): Alarm, Räumungsalarm, Laufwege
  • EMA (Einbruchmeldeanlage): Eskalationsschema, Interventionsdienst
  • Leitstellen-Client, Funk/Telefon, Gebäude- und Rettungspläne

Erste-Hilfe-Ausstattung

  • AED (Defibrillator) – Standort bekannt & gekennzeichnet
  • Verbandsmaterial, Augenspülung, Rettungsdecke
  • Trage-/Evakuierungshilfen, Türfreigaben/Schlüssel (Schlüsselmanagement)

Praxisleitfaden (Kurzablauf)

  1. Eigenschutz & Umfeld sichern (Gefahr erkennen, andere warnen)
  2. Notruf 112 + interne Leitstelle (5W)
  3. Erste Hilfe beginnen (Atmung prüfen, Herzdruckmassage, stabile Seitenlage)
  4. AED holen/anwenden (Sprachanweisungen folgen)
  5. Evakuieren gemäß Plan, Sammelstelle ansteuern
  6. Einweiser an Zufahrt positionieren, Rettungskräfte einführen
  7. Übergabe: Lage, Maßnahmen, Besonderheiten melden
  8. Dokumentation im Schichtbericht / Vorfallmeldung

Sonderlagen & Hinweise

Alleinarbeit / Nacht

  • Notruf & Leitstelle früh informieren
  • Leitstelle als Telefoncoaching bis Eintreffen RD nutzen

Gefahrstoffe / Brand

  • Sicherheitsdatenblätter, GAMS-Regel (Gefahr erkennen – Absichern – Menschenrettung – Spezialkräfte)
  • Nur gemäß Unterweisung löschen, sonst räumen & schließen

Typische Fehler & Best Practice

Fehler

  • Kein oder verspäteter Notruf
  • Eigenschutz vernachlässigt / Gefahrenbereich nicht gesichert
  • AED nicht genutzt trotz Verfügbarkeit
  • Unvollständige Dokumentation / keine Zeitmarken

Best Practice

  • Regelmäßige Unterweisung & Übungen (BMA, Evakuierung, AED)
  • 5W-Kärtchen am Telefon/Leitstand, Sammelstellenpläne aushängen
  • Rufnummern-/Zutrittsliste aktuell halten, Laufkarten griffbereit
Merksatz: Ruhig bleiben – 112 wählen – helfen – evakuieren – übergeben – dokumentieren. Jede Sekunde zählt, jede Handlung ist nachweisbar.

Verwandte Begriffe: Erste Hilfe, Leitstelle, Evakuierungshelfer, Evakuierungsplan, Telefon-/Funkprotokoll, Vorfallmeldung, Brandschutzhelfer, Brandschutzordnung.

← Zur Übersicht