Die Rettungskette beschreibt den standardisierten Ablauf von der Erstwahrnehmung eines Notfalls bis zur Übergabe an den Rettungsdienst und die anschließende Dokumentation. Ziel: Leben retten, Folgeschäden minimieren und rechtssicher handeln – koordiniert durch Leitstelle, Ersthelfer, Evakuierungshelfer und Brandschutzhelfer.
Phasen der Rettungskette
- Erkennen & Sichern: Lage prüfen, Eigenschutz, Gefahrenbereich sichern
- Alarmieren: 112 / interne Leitstelle anrufen (5W)
- Erste Hilfe: Basismaßnahmen (Bewusstsein/Atmung, BLS, stabile Seitenlage)
- AED einsetzen (wo vorhanden) & weitere Maßnahmen nach Unterweisung
- Evakuieren nach Evakuierungsplan, Sammelstellen
- Übergabe an Rettungsdienst/Feuerwehr, Laufkarten/Info bereitstellen
- Dokumentation & Nachsorge (Vorfallmeldung, Debriefing)
5W-Notruf (Merkregel)
- Wer meldet?
- Was ist passiert?
- Wo ist es passiert? (Adresse/Objekt/Tor/Etage)
- Wie viele Betroffene?
- Warten auf Rückfragen – nicht eigenmächtig auflegen
Parallel Meldekette an die interne Leitstelle gemäß ODA.
Rollen & Verantwortlichkeiten
Sicherheitsmitarbeiter / Ersthelfer
- Erste Hilfe leisten, AED holen/bedienen
- Meldungen absetzen (5W), Einweiser für Rettungskräfte stellen
- Absperren, Personenstrom lenken, Evakuierung unterstützen
- Dokumentieren (Zeitpunkte, Maßnahmen, Beteiligte)
Evakuierungs-/Brandschutzhelfer
- Sammelstellen kontrollieren, Vollständigkeit prüfen
- Besonderheiten melden (eingeschränkte Personen, Gefahren)
- BMA-/Feuerwehrlaufkarten & FSD/Zugang bereitstellen
Technik & Infrastruktur
BMA/EMA & Alarmierung
- BMA (Brandmeldeanlage): Alarm, Räumungsalarm, Laufwege
- EMA (Einbruchmeldeanlage): Eskalationsschema, Interventionsdienst
- Leitstellen-Client, Funk/Telefon, Gebäude- und Rettungspläne
Erste-Hilfe-Ausstattung
- AED (Defibrillator) – Standort bekannt & gekennzeichnet
- Verbandsmaterial, Augenspülung, Rettungsdecke
- Trage-/Evakuierungshilfen, Türfreigaben/Schlüssel (Schlüsselmanagement)
Praxisleitfaden (Kurzablauf)
- Eigenschutz & Umfeld sichern (Gefahr erkennen, andere warnen)
- Notruf 112 + interne Leitstelle (5W)
- Erste Hilfe beginnen (Atmung prüfen, Herzdruckmassage, stabile Seitenlage)
- AED holen/anwenden (Sprachanweisungen folgen)
- Evakuieren gemäß Plan, Sammelstelle ansteuern
- Einweiser an Zufahrt positionieren, Rettungskräfte einführen
- Übergabe: Lage, Maßnahmen, Besonderheiten melden
- Dokumentation im Schichtbericht / Vorfallmeldung
Sonderlagen & Hinweise
Alleinarbeit / Nacht
- Notruf & Leitstelle früh informieren
- Leitstelle als Telefoncoaching bis Eintreffen RD nutzen
Gefahrstoffe / Brand
- Sicherheitsdatenblätter, GAMS-Regel (Gefahr erkennen – Absichern – Menschenrettung – Spezialkräfte)
- Nur gemäß Unterweisung löschen, sonst räumen & schließen
Typische Fehler & Best Practice
Fehler
- Kein oder verspäteter Notruf
- Eigenschutz vernachlässigt / Gefahrenbereich nicht gesichert
- AED nicht genutzt trotz Verfügbarkeit
- Unvollständige Dokumentation / keine Zeitmarken
Best Practice
- Regelmäßige Unterweisung & Übungen (BMA, Evakuierung, AED)
- 5W-Kärtchen am Telefon/Leitstand, Sammelstellenpläne aushängen
- Rufnummern-/Zutrittsliste aktuell halten, Laufkarten griffbereit
Hinweis: Diese Seite ersetzt keine Rechtsberatung. Maßgeblich sind ArbSchG, DGUV-Regeln, Brandschutzordnung, betriebliche ODA sowie Vorgaben der Behörden. Strafrechtlich relevant: § 323c StGB (unterlassene Hilfeleistung).
Verwandte Begriffe: Erste Hilfe, Leitstelle, Evakuierungshelfer, Evakuierungsplan, Telefon-/Funkprotokoll, Vorfallmeldung, Brandschutzhelfer, Brandschutzordnung.
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