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Risikoanalyse

Die Risikoanalyse ist das systematische Erkennen und Bewerten von Gefährdungen für Personen, Werte und Prozesse am Objekt. Ergebnis ist eine Risikobewertung (Eintrittswahrscheinlichkeit × Schadensausmaß) und ein Maßnahmenplan, der in Sicherheitskonzept, ADA und ODA einfließt. Orientierung geben u. a. DIN 77200 (Branche) und ISO 31000 (Risikomanagement).

Ziele & Nutzen

  • Schutzprioritäten festlegen (Menschen, Informationen, Sachwerte)
  • Budget wirksam einsetzen (wirksamstes Mittel zuerst)
  • Nachweisbarkeit gegenüber Auftraggeber, Audit, Behörden
  • Rechtssicherheit durch dokumentiertes, verhältnismäßiges Vorgehen

Typische Anwendungsfälle

Ablauf der Risikoanalyse

Schritte (Kurzfassung)

  1. Kontext & Schutzwerte erfassen (Lage, Prozesse, Zeiten)
  2. Gefährdungen identifizieren (z. B. Diebstahl, Vandalismus, Brand, Aggression)
  3. Schwachstellen finden (Zäune, Beleuchtung, Zugänge, Abläufe)
  4. Szenarien bilden (Wer? Wie? Wann? Ziel?)
  5. Bewertung per Risikomatrix (z. B. 5×5: sehr gering → sehr hoch)
  6. Maßnahmen auswählen (organisatorisch, technisch, personell)
  7. Rest-Risiko definieren & Freigabe durch Auftraggeber
  8. Umsetzung, Monitoring, Review (PDCA)

Methoden & Werkzeuge

  • Risikomatrix 3×3/5×5 (Wahrscheinlichkeit × Schaden)
  • Checklisten (Außenhaut, Innenhaut, Technik, Personal)
  • Szenarioanalyse / „Asset–Threat–Vulnerability“-Ansatz
  • FMEA light (Fehler-Möglichkeiten & Auswirkungen) bei Technik
  • WKS-Heatmap aus Wächterkontrollen

Maßnahmenkategorien (Beispiele)

Organisatorisch & personell

  • ODA schärfen, Postenprofile, Meldewege
  • Schulungen (Deeskalation, Erste Hilfe, Brandschutz)
  • Kontrollgänge & Revier-Taktik (Zufallsfaktor)
  • Besuchermanagement, Lieferlogistik, Schlüssel-/Medienverwaltung

Baulich & technisch

  • Zäune, Türen, Schließsysteme, Vereinzelungsanlagen
  • Video, Beleuchtung, Alarmtechnik (BMA/EMA)
  • Zutrittskontrolle, Besuchersystem, Ausweisdruck
  • Notfall-/Evakuierungsplanung, Sammelstellen, Pläne

Dokumentation, KPIs & Qualität

Dokumente

  • Risikoregister mit Bewertung, Verantwortlichen, Fristen
  • Maßnahmenplan inkl. Priorität & Wirksamkeitsprüfung
  • Nachweise: Fotos, Pläne, Protokolle, WKS-Daten

KPIs & Reviews

  • Risikoreduktion (hoch → mittel/niedrig) pro Maßnahme
  • Erfüllungsgrad Umsetzungsplan (% abgeschlossen)
  • Audit-/Begehungsquote, Abweichungen & Korrekturmaßnahmen
  • Incident-Rate / 1000 Std., Reaktionszeiten Leitstelle

Recht & Standards

Typische Fehler & Best Practice

Fehler

  • Nur Technik betrachten – Organisation & Personal vergessen
  • „Einmalanalyse“ ohne Review / keine PDCA-Schleife
  • Unklare Prioritäten → Maßnahmen verpuffen
  • Dokumentation lückenhaft / nicht auditfest

Best Practice

  • Stakeholder einbinden (Objektleitung, Leitstelle, Haustechnik)
  • Risikomatrix sichtbar machen (Dashboard, Ampelstatus)
  • Probebetrieb & Übungen (BMA, Evakuierung, Einbruch-Szenarien)
  • Regelmäßige Objektbegehung & Lessons Learned
Merksatz: Risikoanalyse = verstehen (Gefahren) – bewerten (Matrix) – handeln (Maßnahmen) – nachweisen (Dokumente) – verbessern (PDCA).

Verwandte Begriffe: Gefährdungsbeurteilung, Sicherheitskonzept, Objektbegehung, Objektschutz, Revierdienst/Streifendienst, Leitstelle, Vorfallmeldung.

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