Pfefferspray ist ein Reizstoffspray auf Basis von Oleoresin Capsicum (OC). Im Sicherheitsdienst ist es kein Standardwerkzeug, sondern – wenn überhaupt – nur nach schriftlicher Freigabe (Unternehmensregel, Auftraggeber, ODA) zulässig. Priorität haben Deeskalation und Eigensicherung; der Einsatz ist ultima ratio und muss verhältnismäßig sein.
Rechtslage (kompakt)
- Tierabwehrsprays (OC): als solche gekennzeichnet; Besitz und Führen sind grundsätzlich erlaubt. Einsatz gegen Menschen nur in Notwehr / Nothilfe.
- Reizstoffsprühgeräte mit PTB-Zeichen: besondere Anforderungen; nur mit Kennzeichnung vorgesehen. Details siehe Waffengesetz (WaffG).
- Verbote: Waffenverbotszonen, Versammlungen/Events, Flug-/Gerichtsgebäude, sowie Hausordnungen können das Führen untersagen.
- Haftung: Unverhältnismäßiger Einsatz kann als Körperverletzung gewertet werden (zivil-/strafrechtliche Folgen).
Tragen im Dienst
- ODA/ADA regeln Erlaubnis, Trageweise (Holster), Modelle & Aufbewahrung
- Unterweisung notwendig (Wirkung, Risiken, Erste Hilfe, Meldewege)
- Kontrollierte Zugänglichkeit: Schutz vor Unbefugten & Verlust
- Kein Tragen an verbotenen Orten; lokale Vorgaben prüfen
Einsatzgrundsätze
Vor dem Einsatz
- Deeskalation, Abstand, Absperren, Verstärkung anfordern
- Warnen (wenn möglich) & Androhung; klare Kommunikation
- Windrichtung & Umgebung beachten (Räume, Unbeteiligte)
- Geeignetes Sprühbild wählen (Stream/Gel für präzise Anwendung)
Im Einsatz
- kurze Stöße auf Gesichts-/Augenpartie aus sicherer Distanz (ca. 1–3 m)
- Sofort absetzen, sobald Wirkung eintritt; Nachsetzen vermeiden
- Räumliche Trennung herstellen, Angriffe beenden, sichern
- 5W-Meldung an Leitstelle (Wer/Was/Wann/Wo/Wie)
Erste Hilfe & Dekontamination
Maßnahmen
- Betroffene an frische Luft, Kopf nach vorn, nicht reiben
- Augen mit viel Wasser spülen (Kontaktlinsen entfernen)
- Haut mit mildem Seifenwasser reinigen; kontaminierte Kleidung wechseln
- Bei Atemnot, Asthma, starken Schmerzen: Rettungsdienst alarmieren
Dokumentation
- Vorfallmeldung & Schichtbericht zeitnah, vollständig
- Gründe (Notwehr/Nothilfe), Verhältnismäßigkeit, Maßnahmen festhalten
- Zeugen, Video, Fotos – Beweissicherung nach ODA
- Kunde/Arbeitgeber informieren, ggf. Polizei/Arztbericht beifügen
Typische Fehler & Best Practice
Fehler
- Einsatz ohne akute Notwehrlage / Unverhältnismäßigkeit
- Sprühstoß gegen Wind → Eigenkontamination
- Einsatz in geschlossenen, schlecht belüfteten Räumen
- Keine oder mangelhafte Nachsorge/Erste Hilfe
Best Practice
- Training (Handhabung, Taktik, Recht) & regelmäßige Unterweisung
- Modellauswahl passend zur Umgebung (Stream/Gel statt Nebel)
- Haltbarkeit & Funktionscheck (Sichtprüfung, Plombe, MHD)
- Alternativen: Abstand, Hindernisse, Rückzug, Polizei hinzuziehen
Hinweis: Diese Seite ersetzt keine Rechtsberatung. Maßgeblich sind WaffG, Straf-/Zivilrecht (Notwehr, Nothilfe), behördliche Verfügungen (z. B. Waffenverbotszonen) und die ODA vor Ort.
Verwandte Begriffe: Deeskalation, Selbsthilfe, Notwehr, Nothilfe, Waffengesetz (WaffG), Leitstelle, Melde- & Berichtswesen, Körperverletzung.
← Zur Übersicht