Hintergrundbild §34a-Lexikon

Pfefferspray (Tierabwehrspray)

Pfefferspray ist ein Reizstoffspray auf Basis von Oleoresin Capsicum (OC). Im Sicherheitsdienst ist es kein Standardwerkzeug, sondern – wenn überhaupt – nur nach schriftlicher Freigabe (Unternehmensregel, Auftraggeber, ODA) zulässig. Priorität haben Deeskalation und Eigensicherung; der Einsatz ist ultima ratio und muss verhältnismäßig sein.

Rechtslage (kompakt)

  • Tierabwehrsprays (OC): als solche gekennzeichnet; Besitz und Führen sind grundsätzlich erlaubt. Einsatz gegen Menschen nur in Notwehr / Nothilfe.
  • Reizstoffsprühgeräte mit PTB-Zeichen: besondere Anforderungen; nur mit Kennzeichnung vorgesehen. Details siehe Waffengesetz (WaffG).
  • Verbote: Waffenverbotszonen, Versammlungen/Events, Flug-/Gerichtsgebäude, sowie Hausordnungen können das Führen untersagen.
  • Haftung: Unverhältnismäßiger Einsatz kann als Körperverletzung gewertet werden (zivil-/strafrechtliche Folgen).

Tragen im Dienst

  • ODA/ADA regeln Erlaubnis, Trageweise (Holster), Modelle & Aufbewahrung
  • Unterweisung notwendig (Wirkung, Risiken, Erste Hilfe, Meldewege)
  • Kontrollierte Zugänglichkeit: Schutz vor Unbefugten & Verlust
  • Kein Tragen an verbotenen Orten; lokale Vorgaben prüfen

Einsatzgrundsätze

Vor dem Einsatz

  • Deeskalation, Abstand, Absperren, Verstärkung anfordern
  • Warnen (wenn möglich) & Androhung; klare Kommunikation
  • Windrichtung & Umgebung beachten (Räume, Unbeteiligte)
  • Geeignetes Sprühbild wählen (Stream/Gel für präzise Anwendung)

Im Einsatz

  • kurze Stöße auf Gesichts-/Augenpartie aus sicherer Distanz (ca. 1–3 m)
  • Sofort absetzen, sobald Wirkung eintritt; Nachsetzen vermeiden
  • Räumliche Trennung herstellen, Angriffe beenden, sichern
  • 5W-Meldung an Leitstelle (Wer/Was/Wann/Wo/Wie)

Erste Hilfe & Dekontamination

Maßnahmen

  • Betroffene an frische Luft, Kopf nach vorn, nicht reiben
  • Augen mit viel Wasser spülen (Kontaktlinsen entfernen)
  • Haut mit mildem Seifenwasser reinigen; kontaminierte Kleidung wechseln
  • Bei Atemnot, Asthma, starken Schmerzen: Rettungsdienst alarmieren

Dokumentation

  • Vorfallmeldung & Schichtbericht zeitnah, vollständig
  • Gründe (Notwehr/Nothilfe), Verhältnismäßigkeit, Maßnahmen festhalten
  • Zeugen, Video, Fotos – Beweissicherung nach ODA
  • Kunde/Arbeitgeber informieren, ggf. Polizei/Arztbericht beifügen

Typische Fehler & Best Practice

Fehler

  • Einsatz ohne akute Notwehrlage / Unverhältnismäßigkeit
  • Sprühstoß gegen Wind → Eigenkontamination
  • Einsatz in geschlossenen, schlecht belüfteten Räumen
  • Keine oder mangelhafte Nachsorge/Erste Hilfe

Best Practice

  • Training (Handhabung, Taktik, Recht) & regelmäßige Unterweisung
  • Modellauswahl passend zur Umgebung (Stream/Gel statt Nebel)
  • Haltbarkeit & Funktionscheck (Sichtprüfung, Plombe, MHD)
  • Alternativen: Abstand, Hindernisse, Rückzug, Polizei hinzuziehen
Merksatz: Pfefferspray ist ein Notfallwerkzeug – nur bei akuter Gefahr, verhältnismäßig einsetzen, anschließend helfen und dokumentieren.

Verwandte Begriffe: Deeskalation, Selbsthilfe, Notwehr, Nothilfe, Waffengesetz (WaffG), Leitstelle, Melde- & Berichtswesen, Körperverletzung.

← Zur Übersicht