Ein Platzverweis ist die durchsetzbare Aufforderung, einen bestimmten Bereich zu verlassen und ggf. nicht zurückzukehren. Im Sicherheitsdienst stützt er sich auf das Hausrecht und die Hausordnung des privaten Eigentümers/Besitzers – nicht auf Polizeibefugnisse. Die Maßnahme muss begründet, verhältnismäßig und dokumentiert sein.
Voraussetzungen
- Hausrecht delegiert (Auftrag/ODA, Vollmacht mitführen)
- Konkreter Anlass: Regel-/Rechtsverstoß, Gefahr, Störung
- Verhältnismäßigkeit: mildestes geeignetes Mittel
- Vorherige Ansprache / Abmahnung, wenn zumutbar
Abgrenzung
- Platzverweis: situativ, sofortige Wirkung
- Hausverbot: dauerhaft (ggf. schriftlich, Frist/Umfang klar)
- Öffentlicher Raum: Verweisrechte i. d. R. nur durch Polizei/Behörden
Ablauf (Praxisleitfaden)
Schritt für Schritt
- Täteransprache: ruhig, bestimmt, Regel/Grund nennen (Leitfaden)
- Abmahnung & Hinweis auf möglichen Platzverweis
- Platzverweis aussprechen (Bereich, Dauer, Rückkehrverbot)
- Wegbegleitung anbieten, Deeskalation wahren
- Meldung an Leitstelle (Schema 5W)
- Dokumentation im Schicht-/Vorkommnisbericht
Bei Weigerung
- Hausfriedensbruch prüfen: § 123 StGB
- Polizei hinzuziehen (Eigensicherung vorgehen lassen)
- Jedermannsrechte nur in engen Grenzen: z. B. § 127 Abs. 1 StPO bei frischer Tat
- Notwehr/Nothilfe (§ 32 StGB, § 32 StGB) wenn erforderlich
Rechtsbezüge (kompakt)
- Hausrecht / Hausordnung
- § 123 StGB Hausfriedensbruch
- § 127 Abs. 1 StPO vorläufige Festnahme (Jedermannsrecht)
- § 32 StGB Notwehr, Nothilfe
- BewachV/§34a GewO: Qualifikation, Kennzeichnung, Posten-/Dienstanweisung
- DSGVO: Video-/Personendaten nur erforderlichenfalls verarbeiten
Formulierungsvorschlag
„Auf Grundlage des Hausrechts und der Hausordnung erhalten Sie hiermit einen Platzverweis für den Bereich [Ort]. Bitte verlassen Sie den Bereich jetzt und kehren Sie heute nicht zurück. Bei Nichtbefolgen bin ich verpflichtet, die Polizei zu informieren.“
Typische Fehler & Best Practice
Fehler
- Unklare Rechtsgrundlage („weil ich es sage“)
- Keine vorherige Ansprache/Abmahnung trotz Möglichkeit
- Unpräzise Angaben (Ort/Dauer) → schwer durchsetzbar
- Keine oder verspätete Dokumentation
Best Practice
- Klare Kommunikation mit Regelbezug (Hausordnung nennen)
- Verhältnismäßig handeln, Deeskalation vor Zwang
- Zeugen hinzuziehen, Bodycam/Video nur nach ODA/DSGVO
- Dokumentation: Zeitpunkt, Grund, Wortlaut, Reaktion, Zeugen
Hinweis: Diese Seite ersetzt keine Rechtsberatung. Maßgeblich sind Eigentums-/Besitzrechte, Straf-/Zivilrecht, die ODA sowie behördliche/vertragliche Regelungen vor Ort.
Verwandte Begriffe: Hausrecht, Hausordnung, Täteransprache, Deeskalation, Hausfriedensbruch, Jedermannsrechte, Vorfallmeldung.
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